Die Wahl zum 19. Deutschen Bundestag galt als besonderer gesellschaftlicher Höhepunkt des Jahres 2017. Eine zunehmende Emotionalisierung der politischen Argumentation sorgte für einen aufgeladenen Zustand und ließ in der Bevölkerung eine Faszination jenseits der oft propagierten politischen Verdrossenheit entstehen. Die moderne Wahlkampfführung ist verstärkt auf die Instrumente der Massenmedien ausgelegt: Spitzenkandidat_innen treten in bombastischen TV-Shows zum Wortgefecht an, Hashtags adressieren besonders die Jungwähler_innen und detailliert inszenierte Bühnenshows ähneln der Aufmachung eines Popkonzerts. Wahlkämpfe sind Ausnahmeereignisse und gleichzeitig Kulminationspunkte der Parteikommunikation.
In Form einer konzeptuellen Fotoserie im dokumentarischen Stil hat Marcus Glahn den Wahlkampf sowie die vorbereitenden Bundesparteitage der etablierten Parteien Deutschlands zur Bundestagswahl 2017 begleitet. Er gibt einen Einblick in eine der spannendsten Phasen einer Legislaturperiode und untersucht die Infrastrukturen, die Kommunikation und Vermarktung der Parteien. Seine Fotografien können als essayistische Form einer künstlerischen, feldstudienartigen Erforschung des Milieus verstanden werden.
Die »Wahl« zu haben, wird in den Fotografien als Prozess der Orientierung und der Entscheidung gezeigt, beispielsweise mithilfe von Close-Up Fotografien von Händen: Auf das Setzen der Kreuze als Akt des Wählens, der mit den Händen vollzogen wird, zielt der ganze Wahlkampf letztendlich ab.
In seiner Arbeit widmet sich Glahn außerdem der Frage, welche visuellen Merkmale im politischen Umfeld identitätsstiftend sind. Allein durch visuelle Kennzeichen, wie sie beispielsweise aus der »politischen Farbe«, der Corporate Identity einer Partei oder einem bestimmten Dresscode hervorgehen, ist es möglich, Zugehörigkeiten abzubilden und Verknüpfungen herzustellen. Die spielerische Auseinandersetzung mit den Assoziationen und Dechiffrierungen der Betrachter_innen ist dabei ein wichtiger Bestandteil der Arbeit.
The election for the German parliament was regarded as one of the most important events in European politics in 2017. An increasing emotionalisation of the political argumentation created an unfamiliar state of expectation, anger, disappointment and a new set of political commitments.
The use of mass media instruments is a common part of contemporary election campaigns: electoral candidates appear on TV shows, social media hashtags address young voters and staged campaign events on public areas resemble pop music concerts. Election campaigns are exceptional events and culmination points of political party communication.
Marcus Glahn accompanied election campaign events of the so-called ‘established parties’ in Germany. In the style of a conceptual documentary photo series, he gives an insight into one of the most exciting phases of a legislative period and examines their infrastructures, communication and marketing. His photographs can be understood as an essayistic, artistic field-study of this milieu.
The process of choosing is depicted as an action of orientation and decision-making, for example with close-up photographs of hands and gesture activities.
Marcus Glahn also deals with the construction/deconstruction of visual identity in a political environment. It is possible to depict affiliations and establish links between two or more images only through visual characteristics, such as those derived from the so called political color, the corporate identity of a party or a specific dress code. The observer’s playful examination of the associations is an important part of the work.
Features:
11/2017 — Der Freitag
11/2017 — HANT Magazin Issue 10 »Home Sweet Home«
10/2017 — Der Greif, Guest Room »Images Vevey«
09/2017 — Der Freitag
09/2017 — Zeit Online
09/2017 — taz.die tageszeitung
Ausstellung »Wahl« in der Iconotop Galerie Weimar
24.09.2017 - 28.09.2017
Gruppenausstellung »So Weit — So Gut« in der Kunsthalle Erfurt
12.10.2017 - 12.11.2017
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